Freitag, 27. November 2015

Motte

Aus den Räumen des Schnarchismus blinzelt die Motte ohne Eigenschaften. Sie scheut naturgemäß das Tageslicht. Das heißt aber nicht, dass sie nachtaktiv ist. Ihr genügt ein dunkler Raum.

Nun, wenn Du Deine Rechte aus der Waschmaschine holst, wunderst Du Dich über die winzigen Löchlein im Gewebe. Die Vermutung, es läge an der Maschine, trügt. Du hattest sie im falschen Schrank abgehängt.

Die Motte ist Gourmet. Sie frißt nicht alles, was Du ihren Händen anvertraust. Ihr munden zuerst die feinen Fäden, die das Vertrauen verknüpfen. An den Strick, in den sie sich der Macht wegen gewunden hat, traut sie sich nicht. Auch nicht, wenn ab und zu kräftig an ihm gezogen wird.

Lass die Tür verschlossen. Du glaubst nicht, was für wilde Bewegungen sie macht, wenn Licht ins Dunkel fällt.

Ihr Aussehen? Tarnfarbe, eher unauffällig schmutzig.

Kurz, ein Lump, der sich erkennen mag. Wird benötigt, Anliegen zum Erliegen zu bringen. Wer lädt ihn ein? Wer möchte von ihm eingeladen werden?

20.11.15

Mittwoch, 18. November 2015

Der Intrigant

Anders als der Denunziant aus Gewohnheit mit misanthroper Grundhaltung, der jeden Abwesenden bei jeder Gelegenheit als des Vertrauens unwerte Person "demaskiert" - man könnte ihn als den Demaskeur aus Leidenschaft bezeichnen -, nutzt der Intrigant das natürliche Mißtrauen des Menschen, um sein natürliches Vertrauen zu zerstören und die frei werdende Stelle mit eigenen Absichten zu besetzen.

Liebe, Freundschaft, Parteihaltung und Zweckgemeinschaft, Republik, Staat, Mensch(heit): Werte, die die Menschen verbinden, nutzt der Intrigant, um Dein Vertrauen zu erwerben. In einer Offensive der Offenheit offenbart er Dir ein persönliches, zumeist peinliches Geheimnis, um Dich an sich zu binden und Dir das Geständnis einer eigenen Peinlichkeit zu entlocken. Besonders günstig, wenn diese Peinlichkeit in sonst sorgsam zurück gehaltenen und stillen Vorbehalten gegen andere Vertraute besteht.

Nun seid Ihr bessere, engere Freunde und Kumpane. Der Intrigant erreicht so zweierlei: Du beginnst die alten Freundschaften mit der neueren zu vergleichen und entfernst Dich von dort, dem Ort nicht so tiefer und intimer Bekanntschaft, hin zu ihm. Er seinerseits kann unter dem Schutz Deines nun größeren, blinderen Vertrauens weniger beobachtet zu Deinen Freunden, Deiner Liebe, Deinen Vertragspartnern, Nachbarn, Parteifreunden, Mitbürgern, Mitmenschen gehen und ihnen - stets im Vertrauen - von Deinen Vorbehalten ihnen gegenüber berichten.

Er bringt Dich mit Deinen Freunden auseinander und Euch gegeneinander auf. Schließlich hast Du nur noch einen guten Freund als Ratgeber,  ihn, und die Welt erscheint Dir als Feind. Dies ist der Augenblick, in dem der Intrigant Dich stürzt oder Du ihn.

Willst Du gute Freunde verlieren? Vielleicht solltest Du gegenüber den besten Freunden mißtrauischer und gegenüber den "nur" sympathischen weniger anspruchsvoll sein. Das hilft dabei, in der wirklichen Welt mit einigem, natürlichen Vergnügen an Menschen zu leben.

Ich, habe - möglicherweise umgeben von vielen Intriganten - nur einen wissend erlebt. Ich habe mich hier wie in anderen Einschätzungen persönlicher Art nicht sehr urteilskräftig gezeigt. Er hat gut von meinem Zutrauen profitiert. Jetzt ist er auf einen anderen Gaul gesprungen. Muß man ihn kennen? Erkennen schon.

Gewalt und List sind die beiden Feinde politischen Handelns. Unterschätze in Deiner Furcht vor dem Terror Catilinas die Intrigen Cäsars nicht. Nicht jener, dieser begründete das Kaisertum und den Untergang der freien Republik.
Es gibt viele Intrigen. Ich habe mich selbst bei manchen mit schlechtem Gewissen ertappt. Die Zahl der Intriganten aus Leidenschaft dürfte aber weit geringer sein als man annimmt. Denn die Republik lebt vom Vertrauen, dem etwas Rechnungsprüfung beigemischt ist.

Die Diktatur und das ideologische Terror-Regime errichten ihre Herrschaft der Lüge auf Mißtrauen,  ihre Herrschaft der Gewalt auf Angst. Sie scheinen im Augenblick auf der Siegesstrasse. Aber die neuere Geschichte zeigt: das setzt sich nicht durch. Wenn Menschen wieder aufeinander vertrauen, ist auch ausreichend Kraft und Urteilsvermögen versammelt, sich vor Folterkellern und Hinterzimmer zu schützen.

Ist nicht aber auch der Intrigant ein der Nachsicht bedürftiger Mensch? Ja, er hat ein Gewissen. Es schlägt ihn mit tausend Ängsten vor Entdeckung. Daher kommt der besorgte, Mitleid heischende Ausdruck in seiner Miene, der seinerseits als Tarnung seines stabilen Ego vor kritischem Blick bestens geeignet ist.

*

Zum Thema gehört die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Freundschaft und Republik. Die Anziehungskraft und Anfälligkeit von Freundschaft, die an der Macht ist, für die Intrige legt nahe, den Begriff Republik mit dem der Freundschaft nicht vorschnell durch ein "und"  zu verknüpfen. Näher liegt der Gedanke an ein: Republik - oder- Freundschaft: Herrscher sind stets von Freunden umgeben, stürzen in der Regel auch durch Freunde. Klugen der Macht hilft es in solchen Fällen von durch Intrige ausgezehrtem Vertrauen, den abgeschabten Rucksack mit Grundsätzen wieder hervorzuholen.

Vielleicht. Sieh, da steht Einer, Dir die Aktentasche zu tragen. Ich hoffe,  Du hast ihn jetzt erkannt. Ja, mir geht es gut. Guten Morgen auch Ihnen, Herr Heuchel. Das Schlafbüro ist bereit, ihre Gemütlichkeit zu empfangen.

Alzey, 18.11.15

Sonntag, 15. November 2015

Fanatismus


Sicher war ich auch fanatisch als ich liebte. Aber die Liebe lähmte meinen Arm, verwässerte meinen Hass. Und Freund blieb nur, wer etwas mit Menschen konnte. Ich bin fest davon überzeugt, dass Taten des Menschenhasses Liebenden nicht möglich sind, und alle Vorstellungen von liebenden Vätern als Schergen auf eine schlechte Beobachtungsgabe zurück gehen.

Deshalb sind auch Pubertierende und Machos so anfällig: Wo Liebe noch nicht oder nicht mehr ist, kommt der Egoismus zur Macht. Und in Bezug auf andere, die Lust an Herrschaft, Ruhm, Knechtschaft, Hörigkeit. Der Lebensabschnitt Pubertät, die Lebensweise Ich-Ich, gut für jedes Verbrechen aus Überhebung, Unterwerfung.

15.11.15

Dienstag, 3. November 2015

Grauwacke

Ein Brocken Grauwacke liegt auf dem Weg. Wenn Du ihn zerschlägst, wirst Du ein Farben schillerndes, schön geformtes Inneres entdecken. Wie die ungezählten anderen Steine und Brocken vor und hinter Dir ist auch er aus dem Felsmassiv der Zeit gebrochen und auf den Weg gefallen, der Dich nun schon einige Jahre durch Hoffnungen und Befürchtungen zieht.

Tausende und mehr sind an dieser Stelle vorbeigekommen ohne sich nach diesem Stück Wertlosigkeit zu bücken. In Dir war die Neugier noch nicht erloschen oder wieder aufgeflackert. Auch ich gehe und bücke mich manchmal nach manchem Stein, als sei das Glück darin verborgen. Manchmal begegnen wir, manchmal erkennen wir einander für einen durch die Erinnerung blitzenden Augenblick. Dann gehen wir wieder eigenes Leben.

Ich wünschte, ich hätte das meine so bunt beschrieben, wie ich es erfuhr, erwünschte. Wenn ich nicht mehr bin, hoffe ich, dass mein Erbe so ein Stein Unscheinbar sein wird. Noch im Felsengebirge, dann im Weg, dann Staub, zerfallener Kristall wie jeder.

Einfach nur leben? Einen Stein betrachten. Festigkeit und Zerfall. Das so langsame Wachsen eines Kristalls, die nicht raschere Auflösung. Einfach nur leben. Wunder genug.

Eine bekannte Stimme aus dem Hintergrund: "Der Größte willst Du nicht sein, nur der Besonderste! Wenn die Menschen Dir nicht zustimmen, wirst Du Dir zu diesem Zweck einen Gott, einen göttlichen oder heiligen Plan dazu schnitzen müssen."
Ach ja , der alte Warnix, Psychagog und VIP-Downloader!

Dr. Smirc verteidigt uns: "Natürlich habe auch ich meine Portion Größenwahn. Es gibt doch Sex.- Aber schreiben, malen, die Welt in Stoff, Farbe, Ton zu erfassen und umzugestalten, das ist doch Bedürfen von Anfang an!- Warum sollten andere die Haltung nicht auch einnehmen?

Warum ich darüber rede? Weil die Wichtigtuer von der Langeweile die Suchenden mit ihrem Lärm so verwirren, dass sie sich in den Säcken der gestiefelten Kater verlaufen und schließlich alle Hoffnung verlieren.

Bei mir findet niemand Glück oder Erlösung pp. Aber vielleicht doch - und das in jedem Fall eher als dort - die Lust wieder, Selbst zu gehen. "

Dr. Warnix zieht eine Miene der Bedenklichkeit.

1.11.2015